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  • AutorenbildDipl. Psych. Martina Brancalion

Habe ich eine postnatale Depression? Erkennung, Symptome und Unterstützung


Erschöpfte Mutter sitzt im Sessel und hält Baby im Arm

Die Geburt eines Kindes ist zweifellos ein freudiges Ereignis, kann jedoch auch eine Vielzahl von emotionalen Herausforderungen mit sich bringen. Für viele Frauen ist die Zeit nach der Geburt von Freude, Liebe und Glückseligkeit geprägt. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass eine postnatale Depression das Leben frischgebackener Mütter überschattet. In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit der Fragestellung: "Habe ich eine postnatale Depression?" und erörtern Symptome, Risikofaktoren sowie verfügbare Möglichkeiten der Unterstützung.


"Die Gesellschaft erwartet, dass Mütter nach der Geburt glücklich sind. Aber die postpartale Depression hat mich überwältigt und es fühlte sich ausweglos an. Ich habe mir Unterstützung gesucht und gelernt, dass es vielen Müttern wie mir geht. Es ist in Ordnung, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder gesund zu werden."

Definition der postnatalen Depression


Die postnatale Depression, auch als postpartale Depression bekannt, ist eine spezifische Form der Depression, die nach der Geburt eines Kindes auftreten kann. Sie unterscheidet sich von den gelegentlichen Stimmungsschwankungen, die viele Frauen nach der Geburt erleben. Die postnatale Depression geht über den "Baby-Blues" hinaus und kann den Alltag der Mutter erheblich beeinträchtigen. Sie ist eine ernsthafte, psychische Gesundheitsstörung, die sich nicht nur in Niedergeschlagenheit äußern kann, sondern auch in übermäßigen Ängsten, Wutanfällen und anderen emotionalen Herausforderungen.


Es ist wichtig, die Vielfalt der Symptome und deren Auswirkungen auf betroffene Mütter anzuerkennen, um angemessene Unterstützung und Behandlung bieten zu können. Geschieht dies nicht, kann ein negativer Domino-Effekt in allen Lebensbereichen der Mutter entstehen, insbesondere mit Blick auf die Mutter-Kind-Beziehung und die Partnerschaft.


Symptome der postnatalen Depression

  • Anhaltende Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit: Wenn Gefühle der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit über einen längeren Zeitraum andauern und die Mutter keine Freude empfinden kann.

  • Erschöpfung: Ständige Müdigkeit, Erschöpfung und mangelnde Energie, um selbst einfache Aufgaben zu bewältigen.

  • Schlafstörungen: Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen oder übermäßiger Schlaf.

  • Veränderungen im Appetit: Verlust oder übermäßiger Anstieg des Appetits.

  • Reizbarkeit: Übermäßige Reizbarkeit, Wut, Angst oder Unruhe.

  • Schwierigkeiten bei der Bindung zum Baby: Probleme, eine enge emotionale Verbindung zum Neugeborenen herzustellen.

  • Gefühl der Überforderung: Überwältigende Gefühle von Inkompetenz oder Unfähigkeit, die neue Rolle als Mutter zu bewältigen.



Risikofaktoren für postnatale Depression


Einige Frauen sind anfälliger für eine postnatale Depression als andere. Zu den Risikofaktoren gehören unteranderem:

  • Frühere Depressionen: Frauen, die in der Vergangenheit bereits an Depressionen gelitten haben, haben ein erhöhtes Risiko.

  • Mangelnde soziale Unterstützung: Ein Mangel an Unterstützung von Familie, Freunden oder dem Partner kann das Risiko erhöhen.

  • Schwierige Lebensumstände: Finanzielle Sorgen, Beziehungsprobleme oder andere stressige Ereignisse können das Risiko erhöhen.

  • Hormonelle Veränderungen: Die starken hormonellen Veränderungen nach der Geburt können sich auf die Stimmung auswirken; hier reagieren hormonelle Signale an das Gehirn unterschiedlich intensiv bei Frauen und können so das Risiko erhöhen.



Hilfe und Unterstützung bei postnataler Depression


Die Bewältigung einer postnatalen Depression erfordert die Anerkennung, dass sie keine Schwäche darstellt und nicht einfach "überwunden" werden kann. Wenn du denkst, dass du an einer postnatalen Depression leiden könntest, ist es dringend ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier kann ein kompetenter Arzt oder Psychologe eine sorgfältige Diagnose stellen und passende Behandlungsmöglichkeiten, wie Gesprächstherapie, Medikamente oder eine Kombination aus beidem, empfehlen.


"Die Liebe zu meinem Kind war immer da, aber die Dunkelheit der postpartalen Depression überschattete sie. Es war ein Kampf, wieder das Licht und die Freude zu finden, aber ich wusste, dass ich für mein Kind und für mich selbst kämpfen musste."

Zusätzlich zur professionellen Hilfe können die folgenden Schritte hilfreich sein:

  • Offene Kommunikation: Teile deine Gefühle mit deinem Partner, deiner Familie und engen Freunden. Das Sprechen über deine Emotionen kann eine immense Erleichterung bringen und ein starkes soziales Netzwerk aufbauen.

  • Selbstfürsorge: Achte auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Zeit für Selbstfürsorge ist essenziell, auch wenn sie oft schwer in den Tagesablauf eingebaut werden kann. Meine persönlichen "Must-Dos"(nicht verhandelbare tägliche Aktivitäten) für meine Patientinnen sind:

    • Duschen und nicht nur in "Schlabberklamotten" oder dem Schlafanzug herumlaufen: Richte dir drei Lieblingsoutfits her und ziehe sie abwechselnd an. So entsteht das Gefühl, etwas im Griff zu haben - dich selbst.

    • 30 Minuten am Tag an der frischen Luft spazieren gehen, am besten in der Natur, wahlweise unter Menschen, um ein Gefühl von Verbundenheit mit der Welt herzustellen.

    • Auf die Ernährung achten (mein Geheimtipp: Beeren, denn sie enthalten viel von dem Glückshormon Serotonin).

    • Schlafen so oft es geht! Bitte fang nicht an den Haushalt zu machen, wenn das Baby gerade eingeschlafen ist. Alle Familien mit Babys leben anfangs im Chaos, auch du hast ein Recht darauf.

  • Unterstützungsgruppen: Gruppen mit Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, können Trost und Verständnis bieten. Hier findest du Gemeinschaft und die Gewissheit, dass du nicht allein bist.

  • Tagesstruktur: Strukturierte Tagesabläufe können dazu beitragen, dass du dich weniger überfordert fühlst und bieten Stabilität in einer oft chaotischen Zeit. Und ja, dein Umfeld sollte sich nach der Geburt deines Kindes so lange du es brauchst an deinen Ablauf anpassen, nicht umgekehrt.

Insgesamt ist es entscheidend, keine Scheu vor der Suche nach Hilfe zu haben, wenn du eine postnatale Depression vermutest. Ob du nach dieser Hilfe in deinem engeren Umfeld oder direkt bei medizinischem Fachpersonal suchst, hängt davon ab, wie konstruktiv du dein Umfeld und wie intensiv du deine Symptome bewertest. Mit adäquater Unterstützung und Behandlung können Frauen diese herausfordernde Phase bewältigen, ein wichtiges Fundament für den Rest ihrer Mutterschaft legen und so langfristig aus dieser Krise gestärkt hervorgehen.


Eine verzweifelte Familie mit Baby sitzt auf dem Küchenboden

Die Rolle des Partners, der Familie und der Freunde: Unterstützung einer Frau mit postnataler Depression


Der Partner, die Familie und der Freundeskreis spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung einer Frau, die von postnataler Depression betroffen ist. Insbesondere die Unterstützung durch den Partner kann maßgeblich zur Genesung beitragen. Hier sind einige wichtige Punkte, die berücksichtigt werden sollten:

  • Empathie und Geduld: Der Partner sollte einfühlsam und geduldig sein. Postnatale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, und es ist wichtig, die Gefühle und Erfahrungen der betroffenen Frau zu respektieren und zu verstehen.

  • Aktive Beteiligung: Der Partner kann bei der Pflege des Neugeborenen aktiv mithelfen. Das Teilen von Aufgaben wie Windelwechseln, Füttern und Zubettbringen kann den Stress und die Belastung für die Mutter reduzieren.

  • Unterstützung bei der Suche nach professioneller Hilfe: Der Partner sollte die Frau ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn dies notwendig ist. Das Finden eines geeigneten Therapeuten oder Arztes kann eine gemeinsame Anstrengung sein.

  • Offene Kommunikation: Es ist entscheidend, eine offene Kommunikation aufrechtzuerhalten. Der Partner sollte dazu ermutigt werden, mit der betroffenen Frau über ihre Gefühle und Bedenken zu sprechen und auch seine eigenen Gefühle zu teilen.

  • Selbstfürsorge des Partners: Der Partner sollte auch auf seine eigene Selbstfürsorge achten. Die Unterstützung einer Frau mit postnataler Depression kann anspruchsvoll sein, daher ist es wichtig, eigene Ressourcen zu erhalten und sich Unterstützung zu suchen, wenn nötig.

Die Familie und enge Freunde können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, indem sie Unterstützung und Entlastung bieten und möglichst konstruktiven Input geben. Sätze wie

"Also ich habe das damals mit meinem Baby leicht in den Griff bekommen und sie schlief schon nach drei Monaten die Nächte durch."

oder

"Andere Mütter schaffen doch auch, sich parallel um Haushalt und Baby zu kümmern."

sind wenig hilfreich und eher destabilisierend für eine Mutter in dieser Situation. Sätze wie

"Ich gehe jetzt mit dem Baby mal eine Stunde spazieren und bringe dir eine warme Mahlzeit mit."

sind hingegen Gold wert.


Gemeinsam oder einzeln können Partner, Familie und Freunde sicherstellen, dass die betroffene Mutter die notwendige Unterstützung erhält. Manchmal können sie sogar die Situation der Mutter objektiv besser betrachten (und ihre eigenen Grenzen bei der Unterstützung richtig einschätzen) und so frühzeitig die richtigen Schritte in die Wege leiten.



Fazit: Postnatale Depression ist heilbar


Die postnatale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben einer Frau nach der Geburt erheblich beeinträchtigen kann. Sie ist jedoch behandelbar, und mit der richtigen Unterstützung können betroffene Mütter sich erholen und eine gesunde Beziehung zu ihrem Baby aufbauen. Die Ermutigung zur Offenheit, die frühzeitige Diagnose und die Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind entscheidend, um den Weg zur Genesung zu ebnen. Die Unterstützung durch Partner, Familie, Freunde und ggf. ärztliche Fürsorge spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieser Erkrankung.

In meiner psychologischen Praxis stehe ich dir zur Verfügung, um dich auf deinem Weg zur Bewältigung einer möglichen postnatalen Depression zu unterstützen. Ich habe viel Erfahrung über die Jahre in diesem Bereich gesammelt und die Betreuung von Müttern liegt mir besonders am Herzen.


 

Ressourcen im Internet

  1. Postpartale Depression Schweiz: Dies ist ein gemeinnütziger Verein, der Informationen und Unterstützung für Frauen mit postnataler Depression bietet.

  2. Schatten und Licht e.V.: Selbsthilfeorganisation zu peripartalen psychischen Erkrankungen.


Bücher zum Thema Postnatale Depression (auf Englisch)

Hinweis: Die o.g. Bücher enthalten Amazon Affiliate Links.


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