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Kindheitstrauma? Die unterschätzen Folgen eines Entwicklungs- oder Bindungstraumas

  • Autorenbild: Dipl. Psych. Martina Brancalion
    Dipl. Psych. Martina Brancalion
  • 8. Okt. 2023
  • 9 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. März


Kind schlägt Hände vor die Augen weil Mutter mit ihm schimpft

In diesem Beitrag beleuchte ich die häufig unterschätzten Folgen von Kindheitstraumata, insbesondere Entwicklungs- und Bindungstraumata. Ich verwende die Begriffe synonym, da ihre Entstehung und Behandlung einander sehr ähnlich sind. Ich beschreibe unter welchen Umständen ein solches Trauma entsteht, wie es sich im Alltag äußert und aktuelle Ansätze aus der Traumaforschung, mit denen es behandelt werden kann. Zuletzt widme ich mich einem anonymisierten Fallbeispiel aus meiner Praxis, das die möglichen Erfolge durch traumasensible Methoden gut veranschaulicht.



Kindheitstrauma ist nicht gleich Kriegstrauma


Die meisten Menschen haben schon mal von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) gehört oder haben ein intuitives Gefühl dafür, wie sich akute Belastungsreaktionen nach traumatischen Ereignissen äußern, die z.B durch Kriege, Unfälle oder Naturkatastrophen entstehen. Diese als Trauma Typ 1 bezeichnete Störung ist gut erforscht, es existieren etablierte Behandlungsmethoden, um sie zu heilen. Während in den neunziger Jahren vor allem die klassische Verhaltenstherapie als Behandlungsansatz vorherrschte, verwenden wir heute trauma- und emotionsbezogene Ansätze wie EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), EFT (Emotional Freedom Technique), PITT (Psychoimaginative Traumatherapie) und narrative Verfahren. Auch medikamentöse Behandlung spielt natürlich eine wichtige Rolle.

Ein Kindheitstrauma, wie ein Entwicklungs- bzw. Bindungstrauma, entsteht im Gegensatz zu den "Traumata Typ 1" in den frühen Jahren der kindlichen Entwicklung. Es ist die Folge von langanhaltenden emotionalen Verletzungen und wird als Trauma Typ 2 bezeichnet. Neben den o.g. Behandlungsmethoden haben sich hier auch gestaltungs- und körperorientierte Interventionen bewährt, um die im Körper gehaltene Trauma-Energie sanft aufzulösen. Insbesondere Ansätze des Psychotraumatologen Peter Levine, wie z.B. Somatic Experiencing und körperzentrierter Therapie, sowie des auf Entwicklungstraumata spezialisierten Psychologen Laurence Heller und sein neuro-affektives Beziehungsmodell NARM, haben dazu beigetragen, schonendere Herangehensweisen und Gesprächstechniken bei der Behandlung von Menschen mit dieser Art von Trauma zu etablieren. Auf diese gehe ich später näher ein.



Was ist ein Kindheitstrauma?

Im Folgenden nutze ich den Überbegriff Kindheitstrauma und fokussiere auf den Unterbegriff "Entwicklungstrauma", mit dem aber auch "Bindungstrauma" gemeint ist (da sie in ihrer Entstehung und Behandlung ähnlich sind). Ein Entwicklungstrauma ist eine schwerwiegende seelische Verletzung, die durch langanhaltende Unterdrückung, empfundene Hilflosigkeit oder Gewalt entsteht. Diese emotionalen Wunden, die Menschen im Rahmen ihrer Entwicklung zum Erwachsensein erleben, haben ihren Ursprung häufig, aber nicht immer, in der frühen Kindheit.


Allgemein können diese Traumata bei Kindern auftreten, wenn das Kind...:


  • in einem autoritären, strengen, chaotischen oder emotional kalten Elternhaus aufwächst.

  • körperliche Gewalt wie Schläge oder sexuellen Missbrauch erlebt.

  • emotionale Gewalt wie direkte oder subtile Ablehnung oder Demütigung erfährt.

  • frühzeitig zu große Verantwortung übernehmen muss, wie das Beaufsichtigen jüngerer Geschwister, Care-Arbeit für kranke Familienmitglieder oder im Haushalt.

  • Eltern hat, die psychische Probleme wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen haben.

  • Eltern hat, die Suchtprobleme mit Alkohol, Drogen oder Glücksspiel haben.


Dies sind nur einige der Hauptursachen. Es ist wichtig zu betonen, dass auch weniger schwerwiegende Ereignisse zu einer Traumatisierung führen können. Hierzu gehören Trennungen, Jobwechsel, Umzüge, wechselnde Bezugspersonen oder die Geburt eines (evtl. bevorzugten) Geschwisterkindes. Traumatisch wird es, wenn die betroffene Person die Ereignisse als bedrohlich empfindet und keine Möglichkeiten zur Flucht oder für eine Abwehrhandlung hat. So entsteht die Überzeugung, machtlos bzw. nicht "richtig", nicht gut genug oder nicht gewollt zu sein.

Da Kinder noch nicht über ausreichende kognitive Verarbeitungsmechanismen verfügen, und sich zudem selbst die Schuld an den Ereignissen geben, befinden sie sich in einem Teufelskreis. Ihr Organismus hat zwar die Fähigkeit, schmerzhafte Emotionen zu unterdrücken, aber die Energie der Emotionen bleibt im Körper unterdrückt stecken. Der Kreislauf ist:


  • Energie muss für diesen (biologisch gesehenen Gefahrenmoment) mobilisiert werden, um den Schmerz zu überleben.

  • Vor dem Schmerz kann das Kind weder flüchten, noch gegen ihn kämpfen, weil Ressourcen (noch) nicht vorhanden sind.

  • Die Energie bleibt unverarbeitet und unterdrückt im Körper stecken.

Diese Art von Entwicklungstrauma in jungen Jahren führt zu einer inadäquaten Verarbeitung der seelischen Wunden. Hierdurch verbleiben dissoziierte (abgekapselte) Elemente im Unterbewusstsein und auf der Körperebene, die im späteren Leben auf destruktive Art und Weise zum Vorschein treten.



Wie äußert sich ein Entwicklungstrauma später im Leben?


In meiner Praxis höre ich von Betroffenen mit einem kindlichen Entwicklungstrauma immer wieder, dass neben der traumatischen Erfahrung selbst, ihre Meinung als Kind nicht ernst genommen wurde und ihre Bedürfnisse nicht gezählt hätten. Sie mussten „einfach“ nur funktionieren, am besten ohne Ansprüche, Wünsche oder Eigenheiten, die den Erwachsenen evtl. zusätzliche Arbeit bereitet oder sie gezwungen hätte, ihr eigenes - teils destruktives - Handeln zu reflektieren. Dies ist der Inbegriff von Machtlosigkeit und "ausgeliefert sein".

Später im Leben empfinden die betroffenen Personen Angst, Unsicherheit, Depressionen, diffuse Traurigkeit oder überwältigende Emotionen wie Wut oder Panik. Sie entwickeln Phobien und fühlen sich isoliert. Auch damit verbundene psychosomatische Probleme gehören in das Erkrankungsspektrum.

Von diesen Menschen wird ihr jetziges Leben häufig als Kampf wahrgenommen, während Erinnerungen an „damals“ seelische Schmerzen verursachen. Die nicht abgeschlossene Verarbeitung dieser seelischen Wunden, bzw. die dissoziierten Elemente im Unterbewusstsein und auf der Körperebene, „rumoren“ in der Seele der Patienten - es kann zur Eruption kommen oder ein stetiges seelisches Störgefühl entstehen.


Traumatische Erinnerungen können durch Geräusche, Gedanken oder Ereignisse in der Gegenwart ausgelöst (getriggert) werden. Das Vermeiden solcher Trigger wird zunehmend mühevoll, was sich in der Neigung zu depressiven Episoden und Rückzug zeigt. In der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenenalter gibt es oft Phasen der Besserung. Dies kann auf positive Ablenkungen, wie z.B. erfüllende Partnerschaften oder berufliche Erfolge, zurückgeführt werden. Aber sobald diese Lebensphasen nicht mehr ablenkend genug sind, oder gar (ungewollt) enden, tritt das Entwicklungstrauma zurück in den Fokus.



Wie behandele ich Entwicklungstrauma mit dem traumasensiblen Ansatz in der Praxis?


Mein traumasensibler Ansatz bei Betroffenen mit entwicklungstraumatischen Biografien basiert auf einem Stufenschema. Dabei setze ich die eingangs erwähnte Emotional Freedom Technique (EFT) sowie körperorientierte, lösungsorientierte und gesprächstherapeutische Werkzeuge ein. Das Stufenschema ist nicht statisch, sondern wird immer individuell an die Bedürfnisse der betroffenen Person angepasst.


Die ersten Begegnungen dienen dem Vertrauensaufbau und der Beziehungsgestaltung. Ziel ist es, dem Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und intensive emotionale Erregungszustände zu reduzieren. Ich nutze dabei Wahrnehmungsübungen, die "erden", z.B. indem alle Sinne mit einbezogen werden, oder ein „sicherer Ort“ visualisiert wird. Der betroffenen Person wird nachdrücklich vermittelt, dass die Bedrohung jetzt vorbei ist und sie in Sicherheit ist. Durch eine ausreichende Stabilisierung werden so erneute Traumatisierungen verhindert.


Je nach Schweregrad und Bereitschaft, kann die betroffene Person durch die sog. Bildschirmtechnik in die Vergangenheit geführt werden. Ich benutze hier zirkuläre Dialoge nach der eingangs erwähnten NARM-Technik von Laurence Heller. Bei ständiger Beobachtung der Körpersprache können Auffälligkeiten entdeckt werden, z.B. „deine Hände sind immer angespannt, wenn du über deine Mutter sprichst“. Hintergrund ist, dass Menschen mit entwicklungstraumatischen Biografien oft verlernen mussten, wie sich ihr Körper anfühlt und was er ihnen eigentlich sagen will.


In dieser Phase arbeite ich immer auch informativ (psychoedukativ), in dem ich der betoffenen Person viel über Trauma, Traumafolgen und Traumareaktionen im Körper erkläre – immer mit dem Ziel das Trauma zu integrieren und zu verarbeiten. Meistens sind die betroffenen Personen erleichtert, endlich eine Begründung für ihre Gefühle und eine Perspektive für Heilung zu bekommen.


Um den Prozess der Traumareintegration und -verarbeitung zu unterstützen, ist das Erlernen von Bewältigungsstrategien und die Ansammlung stützender und schnell abrufbarer Ressourcen sinnvoll. Essenziell ist die Wiederherstellung eigener Grenzen, da Menschen mit entwicklungstraumatischen Hintergründen oft erst ihre Grenzen (neu) entdecken müssen und Unterstützung brauchen, ihre eigenen Grenzen aktiv wahren zu dürfen. Mentale Achtsamkeitsübungen sowie körperliche Anspannungs- und Entspannungsübungen (Yoga kann hier genauso effektiv sein wie Krafttraining) sind ebenso hilfreich, wie positive Affirmationen, die ein gesundes Selbstwertgefühl stärken.



Muss ich tief in meine Vergangenheit eintauchen, um mein Kindheitstrauma zu heilen?


JEIN. In meiner Erfahrung gibt es immer wieder Menschen, die sich scheuen, in psychologische Behandlung zu gehen, aus Angst, sie müssten sich mit schmerzhaften Emotionen, Bildern oder Situationen aus der Vergangenheit im Detail auseinandersetzen. Sie befürchten, dass der begleitende Psychologe ihnen womöglich nicht genügend "Halt" geben kann oder, dass eine völlige Überschwemmung mit alten Gefühlen stattfinden wird. Es ist mir wichtig, an dieser Stelle zu erklären, dass diese Angst berechtigt ist und dieser Widerstand ernst genommen wird. Für die Traumaheilung ist das Anerkennen der eigenen Biografie wichtig, es ist aber nicht zwingend notwendig, Situationen in der Tiefe zu konfrontieren. Um das Trauma zu integrieren, muss es aber natürlich für den Psychologen allgemein beschreibbar sein, was nicht synonym mit einem detaillierten Eintauchen in die Vergangenheit ist. Dies erfordert viel psychologisches Fingerspitzengefühl und das Respektieren von schmerzhaften Grenzen bei den betroffenen Personen. Spürbare Erfolge nach jeder Sitzung sind dennoch möglich, siehe hierzu das folgende Fallbeispiel.


Verschwommenes Bild eines jungen Mädchens unter Bettdecke

Fallbeispiel: Praktischer Erfolg mit dem traumasensiblen Ansatz bei Missbrauch


Das folgende anonymisierte Fallbeispiel wurde mit Erlaubnis einer Patientin verfasst, die dank meiner psychologischen Beratung ihr Entwicklungstrauma aufgrund von Misshandlung und sexuellem Missbrauch verarbeiten konnte:



Diagnose Entwicklungstrauma aufgrund von Misshandlung und Missbrauch


Eine verheiratete Patientin mit kleinen Kindern in einem stabilen sozialen Umfeld kam aufgrund diffuser Angst, Panikattacken und sozialer Unsicherheit zum Erstgespräch. Sie wirkte zu Beginn sehr selbstbewusst, ihre Körpersprache spiegelte dies jedoch nicht wider. Sie wirkte verletzlich und unsicher in meiner Gegenwart. Die Frau beschrieb sich dennoch selbst als Powerfrau. Neben ihren diffusen Ängsten wies sie einen leichten Konzentrationsmangel und starke Insuffizienzgefühle auf.


Mithilfe des traumasensiblen Ansatzes, konnte herausgearbeitet werden, dass es in ihrer Kindheit nicht nur einen cholerischen Vater gab, der sie verprügelt hatte, sondern auch einen langen sexuellen Missbrauch im familiären Bekanntenkreis. Ihre Mutter war früh verstorben und konnte sie nicht schützen - ihre überforderte Familie blieb untätig.


Ein Entwicklungstrauma nach mehrjähriger Misshandlung und Vergewaltigung konnte somit diagnostiziert werden. Die Patientin spürte eine Dissoziation - Gefühle wie Angst, Scham, Ekel, Schuld, Zukunftssorgen und Insuffizienz waren allgegenwärtig und mündeten in sozialem Rückzug und einem geringen Selbstwertgefühl. Dass sie starke Schuldgefühle quälten, obwohl sie keine Schuld traf, ist ein typisches Symptom von Missbrauchsopfern, weil sich die kindliche Schuld verfestigt hat.



Scham- und Schuldgefühle auflösen durch das Aufdecken von Zusammenhängen


Ich begann ihr die Zusammenhänge ihrer Symptome zu erklären. Die Tatsache, dass ihr innerer Rückzug damals und die anfallsartigen Ängste heute zusammenhängen, brachte erste Erleichterung und Erkenntnisse. Wir sprachen viel über Schuldgefühle und, wie sie mir später zurückmeldete, war es für sie unglaublich wichtig, dass endlich jemand aussprach, „dass sie nicht schuld gewesen sei“. Ich verdeutlichte ihr, dass die Schuldgefühle, die sie noch immer plagten, die Schlussfolgerungen eines kleinen Mädchens waren. Jetzt, als erwachsene Frau, war endlich der Zeitpunkt diese Schuldgefühle loszulassen und sich mit aller Kraft gegen sie zu wehren. Diese Erkenntnis gab ihr große Sicherheit.


In diesem Zusammenhang kann ich nicht deutlich genug die Wichtigkeit von Psychoedukation betonen: Die Patienten sind verunsichert und „in ihrer Welt gefangen“, wodurch Zusammenhänge nicht gesehen werden. Gerade durch diese ersten Gespräche, in denen diese Zusammenhänge aufgedeckt werden, bildet sich ein gutes Arbeitsfundament für die Traumaheilung.



Zerstörte Grenzen neu aufbauen durch körperorientiertes Rollenspiel


Wie bereits erwähnt, haben Menschen mit Entwicklungstraumata Probleme klare Grenzen zu ziehen. Ich ließ diese Patientin auf dem Boden mit Seilen einen Schutz-Grenzraum ziehen – ihren persönlichen „Safespace“. In diesem Schutzraum konnte die Patientin ihre Gefühle beschreiben und mich pro-aktiv stoppen, wenn ich zu nahe kam. Diese Art von körperorientiertem Rollenspiel bewirkte Erleichterung und beginnende Selbstregulierung. Für sie war es eine Erleichterung zu erkennen, dass die Kontrolle über ihren körperlichen Grenzraum im Vergleich zu damals akzeptiert wurde. Dieses Wahren von körperlichen Grenzen stärkte ihr Vertrauen in sich selbst und andere.



Die Emotional-Freedom-Technik: Negative Gefühle „wegklopfen“


Zur Verarbeitung ihrer Angst und Hilflosigkeit setzte ich die EFT-Klopftherapie ein. Bei EFT können betroffene Personen bestimmte Meridianpunkte am Körper „abklopfen“ und damit negative Emotionen sukzessive lindern oder sogar auflösen. Pro Sitzung kann immer nur ein Gefühl oder Gedanke bearbeitet werden, da es für die betroffene Person sehr anstrengend ist.


Ich bat die Patientin, sich in eine passende Situation von früher hineinzuversetzen, ihre Körperwahrnehmung zu beschreiben und die Intensität ihrer Gefühle von 0 bis 10 zu skalieren. Bei ihr lagen diese meist zwischen 8 und 10, verbunden mit Unwohlsein, Zittern, Brustdruck, Herzrasen und Weinen. Bei der höchsten Intensität begann der typische Klopfdurchlauf. Der Reihe nach bearbeiteten wir ihre Gefühle von Angst, Wut, Trauer, Scham und Ekel. Wurde ein bereits bearbeitetes Gefühl beim nächsten Termin wieder auf 4 bis 6 skaliert, so wurde es erneut mittels EFT bearbeitet.



Ein optimistischer Blick auf die Zukunft


Die Patientin wurde mithilfe dieser Methoden des traumasensiblen Ansatzes zunehmend fröhlicher und blickte optimistischer auf die Zukunft. Sie begann damit Sport zu treiben und entwickelte neue Beziehungsstrategien. Die spürbare Änderung in ihrem Auftreten und die Öffnung nach außen wurden von mir durch echte Freude und authentisches, positives Feedback gewürdigt. Nach ca. 10 Sitzungen waren ihre Ängste nicht mehr ganz so bedrohlich, ihre Schuldgefühle nicht mehr ganz so schwer und ihr Ekel nicht mehr ganz so intensiv.


Obwohl dies schon einen ersten Erfolg darstellte, bestand natürlich immer noch die Möglichkeit, dass noch weitere Verdrängungen aus der Kindheit in ihr schlummerten. Hierfür ließ ich sie ihre Vergangenheit immer wieder beschreiben, da es wichtig ist, dass traumatisierte Menschen über ihre Vergangenheit berichten können, ohne von Emotionen überflutet zu werden und kleine Körperreaktionen aushalten können. Sie dürfen ihre Geschichte zwar als unangenehm empfinden, sollten sie aber als vergangenen Teil wahrnehmen.


Nach weiteren fünf Sitzungen kam die Patientin sichtbar aufrechter in meine Praxis und erzählte mit deutlich mehr Selbstbewusstsein von ihren Alltagserfolgen. Ihr Trauma war so weit verarbeitet, dass sie darüber reden konnte, selbstsicherer auftrat und ihre Ängste auf ein aushaltbares Maß reduziert waren. Die Affirmationen, dass niemand perfekt sein muss, Fehler menschlich sind und jeder ein Recht auf Grenzen oder eine eigene Meinung hat, gaben ihr Gelassenheit und Sicherheit. Nach ca. 20 Sitzungen konnten wir ihre Behandlung erfolgreich beenden: Ihre Emotionsüberflutungen waren verschwunden, Ängste und Schuldgefühle minimiert und ihr Selbstvertrauen gestärkt.



 

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